„Die Warenwirtschaft meldet Benutzername oder Passwort falsch – das muss am VPN bzw. der Firewall liegen…“ „Aha, Du bist also bereits per VPN verbunden und bekommst von der Anwendung die Meldung, dass es da ein Problem mit den Zugangsdaten gibt? Ja, glasklar, dass muss am VPN liegen. Oder sogar an der Firewall…“
„Ich bekomme keine Emails mehr, die Firewall ist schuld.“ „Gestern ging es noch?“ „Ja, gestern war alles in Ordnung.“ „Habt ihr an der Firewall etwas geändert?“ „Nein“ Auch hier wieder: Glasklar, die Firewall ist schuld. Oder vielleicht doch der Postfachspeicher bei dem sich einfach nur ein Service verheddert hat.
Eins meiner persönlichen Highlights: „Ich bekomme keine Emails mehr, die Firewall ist schuld.“ „Gestern ging es noch?“ „Ja, gestern war alles in Ordnung.“ Meine Erfahrung hat mich gelehrt erstmal eine Testnachricht zu schreiben. „Wie, die kam an? Ja kann es einfach nur sein, dass Dir seit gestern niemand mehr eine Email geschickt hat?“ Ergo: Wer an Einsamkeit leidet, sollte die Firewall kontrollieren. Richtig gemein: Die Emailadresse in einschlägigen Newslettern angemeldet: Das Postfach steht nie wieder still. Helfen kann so viel Freude bereiten.
Zurück zum Thema: „Die Webesite lässt sich nicht öffnen, die Firewall ist schuld.“ So langsam kann ich es nicht mehr hören. „Den Stuttgarter Automobilbauer schreibt man übrigens ohne ‚ä'“ „Ach, wirklich?“ „Ja, und es ist sogar egal welchen von beiden Du meinst…“ Also auch hier: Rechtschreibfehler in der URL? Muss an der Firewall liegen welche arglistig Buchstaben vertauscht.
Nebenbei: Missing Feature in Webbrowsern: Eine Rechtschreibkorrektur für URLs. Kann doch so schwer gar nicht sein. Oder warum ist eigentlich nie besetzt wenn man sich verwählt hat? Ach, ich mag solche Themen. Wir schweifen gerade allerdings ab.
Zurück zur eigentlichen Problematik: Hier kommt das Mensch sein einfach nur voll zum tragen. Sobald irgendetwas anders läuft wie von mir erwartet und ich verstehe die Ursache nicht, dann schiebe ich die Schuld auf das was ich am wenigsten kapiere. Also letztendlich auf das was am weitesten weg von mir ist. Einfaches Prinzip, oder? Und dann wird klar was die Aussage „da geht was nicht, die Firewall ist schuld“ wirklich bedeutet: Den Menschen heute ist gar nicht mehr klar warum man überhaupt eine Firewall braucht. Firewalls sind unbequem und schränken nur ein. Eine any-to-any-allow-Regel ist doch sicher genug? Was soll da schon passieren?
Das ist aber nur die Hälfte der Wahrheit: Wenn ich irgendetwas nicht kapiere und die Schuld auf das, was mir am weitesten entfernt liegt schiebe, dann habe ich doch bereits die erste Hälfte der Problematik nicht verstanden: Mir ist gar nicht mehr klar wie eine Anmeldung an einer Warenwirtschaft funktioniert, ich kenne gar keine Details mehr über den Fluss einer Email, der Rechner weiß doch was ich meine – egal ob ich mich vertippe oder nicht.
Aber hey, da hab ich einen Tipp für Dich – weil es ist doch total leicht und eigentlich absolut simpel: Wenn das, was weit weg von mir ist, eine Firewall ist, dann doch hoffentlich auch von dem mir gegenüber. Wie peinlich wäre es zuzugeben, dass ich mein Passwort 3x falsch eingegeben habe. Wie gut, dass mein gegenüber von der Firewall vermutlich genauso wenig Ahnung hat wie ich. Win-Win für beide Seiten. Wunderbar. Mal wieder die Welt gerettet. Ein hoch auf die Firewall. Ironie Ende.